10. Herausforderungen für Politik und Praxis

10.7. Familie als Sozialisationsort und Schutzfaktor

Worum es hier geht

Familie prägt. Die allermeisten Kinder und Jugendlichen in Luxemburg erfahren Familie als einen Ort, an dem sie beschützt und gefördert werden. In der COVID-19-Pandemie haben viele Jugendliche genau dies intensiv erlebt. Eltern sind zudem Vorbilder: Von ihnen erlernen Kinder und Jugendliche Regeln und Verhaltensweisen, die sie oft auch als Erwachsene beibehalten. Aus all diesen Gründen ist es wichtig, dass Familien darin unterstützt werden, ihre Rolle als prägender Faktor für Kinder und Jugendliche gut erfüllen zu können. Sie brauchen eine starke gesellschaftliche und politische Anerkennung. Eltern sollten zudem verstärkt aktiv bei der Gestaltung des sozialen Umfelds ihrer Kinder beispielsweise in der Schule eingebunden werden. Denn sie wissen, was ihre Kinder brauchen.

Aus dem Jugendbericht

Die Familie in ihren vielfältigen Formen sowie das soziale Umfeld stellen für viele Jugendliche wichtige Ressourcen für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit dar. So konnte deutlich gezeigt werden, dass Jugendliche, die eine hohe familiale Unterstützung erfahren, über ein höheres Wohlbefinden berichteten als Jugendliche mit geringer oder moderater Unterstützung. Die Familienmitglieder und insbesondere die Eltern werden von vielen Jugendlichen als Vertrauenspersonen gesehen, die als kompetente Ansprechpartner bei auftretenden Problemen um Rat gebeten werden können.

Bei etwa einem Viertel der befragten Jugendlichen fällt jedoch die Unterstützung durch die Familie nur moderat oder gering aus; bei einer kleinen Minderheit ist die Familie gar eher eine Belastung und Herausforderung, die die Jugendlichen bewältigen müssen.

Die Familie und insbesondere die Eltern haben jedoch nicht nur eine Bedeutung für das aktuelle Wohlbefinden und die Gesundheit ihrer Kinder, sondern auch für deren späteres Leben als Erwachsene. Viele der befragten Jugendlichen betrachten die Regeln und Gewohnheiten, die sie im Elternhaus erfahren haben, als maßgeblichen Beitrag zur Ausgestaltung ihrer eigenen Ernährungs- und Lebensstile und heben die Vorbildfunktion der Eltern hervor. Dies kann sich je nach dem vorgelebten Verhalten positiv oder negativ auf das eigene gesundheitsrelevante Handeln des Jugendlichen auswirken.

Insbesondere während des Confinements hat sich der Stellenwert der Familie für viele Jugendliche nochmals erhöht und positiv auf ihr Wohlbefinden ausgewirkt. Innerhalb vieler Familien wurde deutlich mehr Zeit miteinander verbracht und damit die Bedeutung der Familie wieder stärker ins Bewusstsein der Jugendlichen gerückt.

Die Bedeutung der Familie als einer gesundheitsrelevanten Ressource (Sicherheit, Geborgenheit, Verständnis, Unterstützung), die einen überaus wichtigen Beitrag zum Erwerb und zur Erprobung von gesundheitsbezogenen Fähigkeiten und der Entwicklung von Resilienz des Jugendlichen leistet, bedarf der stärkeren gesellschaftlichen und politischen Anerkennung. Eine bessere Unterstützung familialer Gesundheitserziehung und eine Förderung gesundheitsbezogener familialer Aktivitäten und Strategien durch entsprechend breit gefächerte und bedarfsorientierte Informations- und Unterstützungsangebote für Jugendliche und ihre Familien ist hier von großer Bedeutung. Auch eine Verbesserung der Beteiligungsmöglichkeiten von Eltern etwa in Form von Elternarbeit oder Elternkomitees in Schulen könnte hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, insbesondere wenn es gelingt, verstärkt jene Eltern anzusprechen, die über geringe Ressourcen verfügen.