5. Was Jugendliche für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit tun oder nicht tun

5.2.1. Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Jugendlichen

Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sind wichtige Verhaltensweisen, die einen positiven Einfluss auf die körperliche Gesundheit haben und Krankheiten vorbeugen können. Gleichzeitig stellen ein ungesundes Ernährungsverhalten und sportliche Inaktivität zentrale Risikoverhaltensweisen für die Gesundheit dar. Viele gesundheitliche Probleme im Jugendalter können auf diese Verhaltensweisen zurückgeführt werden (Pinquart & Silbereisen, 2002; Raithel, 2010; Richter, 2005). Ernährungs- und Bewegungsverhalten stehen in Verbindung mit Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und können die Sterblichkeitsrate beeinflussen (Allegrezza et al., 2017; Janssen & Leblanc, 2010; Wang & Fredricks, 2014). Darüber hinaus zeigen Meta-Studien, dass körperliche Aktivität in der Adoleszenz positiv mit einer guten psychischen Gesundheit (d. h. ein besseres Selbstkonzept und weniger Angst oder Depressionen) verbunden ist (Janssen & Leblanc, 2010; Ommundsen et al., 2014; Singh et al., 2012). Durch die Erfahrung von Autonomie und leistungsbezogenen Erfolgen beim Sport, Stressabbau und soziale Integration können die psychische und die soziale Komponente des Wohlbefindens von Jugendlichen gefördert werden (Ommundsen et al., 2014). Zudem hat die angestiegene Prävalenz von Übergewicht in den letzten Jahrzehnten das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Jugendlichen in das Blickfeld der Gesundheitsforschung gerückt (Bös et al., 2006; Haug et al., 2009; Inchley et al., 2016; Olds et al., 2011).

Im Folgenden wird zunächst ein Überblick über das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Jugendlichen in Luxemburg gegeben, anschließend werden die Motive und Ursachen für das Ernährungs- und Bewegungsverhalten aus Sicht der Jugendlichen beleuchtet.

Ernährungsgewohnheiten der Jugendlichen

In der qualitativen Befragung sprechen die Jugendlichen den hohen Stellenwert von Ernährung an und sie berichten von positiven Auswirkungen von gesunder Ernährung auf ihre physische Gesundheit. Gesunde Ernährung bedeutet für sie Gemüse und Obst zu essen sowie viel Wasser zu trinken. Regelmäßige Mahlzeiten in angemessenen Mengen werden ebenfalls als gesund betrachtet, während Süßigkeiten, Fast Food, Chips, Fertiggerichte oder zuckerhaltige Getränke als ungesund eingeschätzt werden.

In der Health Behaviour in School-aged Children (HBSC)-Studie wurde nach den Ernährungsgewohnheiten der Jugendlichen (11 bis 17 Jahre) gefragt. Laut ihrenAngaben konsumieren 37,6 % täglich Obst und Früchte, 37,5 % täglich Gemüse, 25,5 % täglich Süßigkeiten und 23,9 % täglich zuckerhaltige Getränke. Mädchen, jüngere Jugendliche und Personen mit höherem sozioökonomischem Status (SES) ernähren sich gesünder als Jungen, ältere Jugendliche und Personen mit niedrigem SES. Sie konsumieren häufiger Gemüse (siehe Abbildung 21), essen häufiger Obst und trinken weniger oft zuckerhaltige Getränke.

Im HBSC-Trendbericht wird deutlich, dass die Ernährungsgewohnheiten sich zwischen 2006 und 2018 teilweise verändert haben. Der Konsum von Süßigkeiten und Softdrinks ist zurückgegangen, gleichzeitig ist der Konsum von Obst und Gemüse gestiegen und tägliches Frühstücken ist in dieser Altersgruppe seltener geworden (Heinz, van Duin, et al., 2020).

Frühstücksgewohnheiten und die Regelmäßigkeit gemeinsamer Mahlzeiten mit der Familie können ebenfalls Hinweise auf gesunde Ernährungsgewohnheiten geben. Darüber hinaus zeigen sie die Bedeutung der Familie und deren Einfluss auf das Ernährungsverhalten der Jugendlichen auf. Hierzu wurde im Rahmen der HBSC-Studie erhoben, wie häufig die Jugendlichen (11 bis 17 Jahre) an Schultagen frühstücken und wie häufig sie eine Mahlzeit gemeinsam mit ihrer Familie einnehmen. Insgesamt gibt fast die Hälfte der Jugendlichen (49,7 %) an, täglich zu frühstücken, wobei Mädchen weniger häufig angeben täglich zu frühstücken als Jungen. Bei den Angaben zu den Mahlzeiten mit der Familie geben 56,9 % der Jugendlichen an täglich eine Mahlzeit zusammen mit der Familie einzunehmen, 28,6 % tun dies an den meisten Tagen und bei 14,4 % ist dies einmal in der Woche oder seltener der Fall. Differenziert nach soziodemografischen Merkmalen zeigt sich, dass ältere Jugendliche weniger häufig angeben, täglich zu frühstücken oder täglich mit ihren Familien gemeinsame Mahlzeiten einzunehmen.

Bewegungsverhalten der Jugendlichen

Das Bewegungsverhalten der Jugendlichen wird anhand ihrer körperlichen Aktivität beschrieben. Als körperliche Aktivität gelten sowohl moderates Bewegen (Betätigungen, die den Puls erhöhen und einen zeitweise außer Atem bringen) als auch die sportliche Betätigung (Sport, bei dem man außer Atem kommt oder schwitzt) (Weltgesundheitsorganisation [WHO], 2010). Zwischen 2002 und 2014 war der Gesamtanteil der körperlich aktiven jungen Menschen in den meisten westlichen Ländern stabil, wobei Jungen insgesamt aktiver waren als Mädchen (Inchley et al., 2016). Für Luxemburg zeigt der HBSC-Trendbericht, dass der Anteil der Schüler, die körperlich aktiv sind, zwischen 2006 und 2018 rückläufig war und Luxemburg im Jahr 2018 im internationalen Vergleich im unteren Mittelfeld liegt (Heinz, van Duin, et al., 2020) .

Mit den Daten der HBSC-Studie 2018 und des Youth Survey Luxembourg (YSL) 2019 können Ergebnisse zu moderater Bewegung und sportlicher Betätigung für die komplette Altersspanne der 11- bis 29-Jährigen dargestellt werden. Insgesamt ist etwa die Hälfte der Jugendlichen 2–3 Mal in der Woche sportlich aktiv, und etwa ein Viertel (24,2 %) gibt an, sich innerhalb der letzten Woche an 5 Tagen mindestens 60 Minuten moderat bewegt zu haben. Die körperliche Aktivität ist bei Frauen und bei älteren Jugendlichen geringer als bei Männern und jüngeren Jugendlichen. Personen mit niedrigerem sozioökonomischem Status sind weniger körperlich aktiv als Personen mit mittlerem oder höherem sozioökonomischem Status (siehe Abbildung 22).

Motive und Ursachen von Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Jugendlichen

Auf der Grundlage quantitativer Daten wurden generelle Informationen in Bezug auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Jugendlichen herausgearbeitet. Mithilfe der qualitativen Daten können nun die Motive und Ursachen für das Ernährungs- und Bewegungsverhalten identifiziert werden. Die meisten interviewten Jugendlichen sehen einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen ihrem Ernährungs- und Bewegungsverhalten und ihrem subjektiven Wohlbefinden und Gesundheitsempfinden. Den Verhaltensweisen liegen jedoch teilweise sehr unterschiedliche Motive und Ursachen zugrunde.

Verbesserung der körperlichen Gesundheit und Krankheitsprävention

Die befragten Jugendlichen beschreiben die Aufrechterhaltung oder Steigerung ihrer Gesundheit als einen zentralen Antrieb für gesunde Ernährung und sportliche Aktivitäten. Dabei geht es ihnen zunächst um ihre physische Gesundheit und ihr körperliches Wohlbefinden. Wenn Jugendliche darüber berichten, was sie selbst tun, um gesund zu bleiben, nennen sie Bewegung und gesunde Ernährung sehr oft in einem Zug. Dies spiegelt die Vorstellung der Jugendlichen wider, selbst etwas für ihre Gesundheit tun zu können, und macht die enge Verknüpfung ihres Verständnisses von Gesundheit mit Ernährung und Sport deutlich (siehe Kapitel 4). Die 22-jährige Céline zählt im Interview ihre gesundheitsförderlichen Verhaltensweisen auf.

„Ech maachen e bësse Sport, ech probéiere mam Kierpergewiicht ze schaffen, dofir brauch een da kee Material, net extra Hantelen ze kafen. […] Ech probéiere mech och nees e bëssche méi gesond ze ernieren, och Naschereien e bësschen ewech ze loossen. An ech probéieren sou vill wéi méiglech an Tëschenzäit och ze Fouss ze trëppelen, anstatt den Auto oder Bus ze huelen.

(Céline, 22 Jahre, 47:31)

Einige der Interviewten beschreiben, dass sie sich sportlich betätigen oder gesund ernähren, um aktuelle körperliche Beschwerden zu mildern oder möglichen Erkrankungen in der Zukunft entgegenzuwirken. Viele Jugendliche verzichten bewusst auf ungesundes Essen, um gesundheitsschädigende Folgen zu vermeiden. Sie sehen ungesunde Nahrungsmittel als Auslöser für körperliche Beschwerden oder gar Krankheiten wie Bauchschmerzen, Diabetes, Herzerkrankungen oder Krebs.

Körperliche Betätigung zur Steigerung des Wohlbefindens

In sportlichen Aktivitäten sehen viele der Befragten auch einen Beitrag zu ihrem subjektiven Wohlbefinden. Sport hebt ihre Stimmung und führt zu einem Gefühl der Ausgeglichenheit. Viele Befragte beschreiben, dass sie nach einem anstrengenden Tag gerne Sport treiben, um sich körperlich zu verausgaben. Dadurch fühlen sie sich auf positive Weise erschöpft und können zur Ruhe kommen. Für manche Befragte trägt auch der soziale Austausch bei sportlichen Aktivitäten mit Freunden oder Familienmitgliedern zum subjektiven Wohlbefinden bei. Dabei erwähnen die Jugendlichen vor allem Teamsportarten und Aktivitäten in Sportclubs. Christina erzählt, wie Handballspielen ihr Stressempfinden reduziert und sie entspannt.

„Handball ass e bëssche méi sou […] aggressiv esou. Mee do ass awer gutt, wann ee gestresst ass an esou, an dann, wann ech dohin ukommen, an dann ass op eemol alles gutt, an da sinn ech esou wierklech, hunn ech vill Energie fir ze spillen a fir sou. An no dem Match fillen ech mech wierklech gutt. An dann kommen ech heem, an dann ginn ech duschen an da sinn ech op eemol ganz relax.

(Christina, 21 Jahre, 24:59)

Darüber hinaus ist für eine große Anzahl der Jugendlichen Bewegung in der Natur oder an der frischen Luft ein Weg, sich zu entspannen, und trägt somit zu ihrem subjektiven Wohlbefinden bei. Sie beschreiben die natürliche Umwelt als äußerst beruhigend und machen draußen Sport oder gehen im Wald spazieren, um sich von Stress erholen zu können.

Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper und selbstoptimierende Maßnahmen

Die Wahrnehmung des eigenen Körpers und die Unzufriedenheit damit stellen ebenfalls zentrale Motive für gesunde Ernährung und Bewegung dar. Viele Jugendliche streben auch danach, ihr Aussehen und ihre Körperform zu verändern, indem sie abnehmen, ihre Fitness verbessern oder Muskeln aufbauen. In diesen Prozessen der Selbstoptimierung versuchen sie durch aktive Handlungen diesen Zielen näher zu kommen (Balandis & Straub, 2018). Elena, eine 23-jährige Studentin, fühlt sich nicht gesund und glaubt zu dick zu sein, weshalb sie versucht ihr Ernährungs- und Bewegungsverhalten zu verändern.

„Ech fänken eben erëm un, mam Vëlo eben, well ech awer mierken, dass ech selwer net gesond sinn. Also gesond, also kierperlech, hunn einfach bëssche vill un mir, et ass dat, dowéinst. Mee soss, ech passen och e bësschen eben op d’Iessen och op, ebe fir gesond z’iessen. […] An och net sou vill méi z’iessen, e bëssche méi wéineg.

(Elena, 23 Jahre, 63:18)

Die Ziele, die von den Jugendlichen verfolgt werden, sind oftmals eng verknüpft mit geschlechterspezifischen Idealvorstellungen. Junge Frauen sprechen tendenziell öfter davon, abnehmen zu wollen, während junge Männer öfter ihre Fitness verbessern und Muskelmasse aufbauen wollen. Einige thematisieren in diesem Zusammenhang das Thema Übergewicht. Sie beschreiben, dass sie sich aufgrund ihres Gewichts unwohl oder nicht gesund fühlen und deshalb abnehmen möchten. Sie sehen sich selbst in der Verantwortung, durch sportliche Betätigung und Ernährung ihr Körpergewicht zu verringern und dadurch ihre Gesundheit zu verbessern.

Umweltschutz und Tierwohl als Motive für vegetarische und vegane Ernährung

Mehrere v. a. weibliche Befragte erzählen, dass sie aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes ihre Ernährungsgewohnheiten auf vegetarische oder vegane Ernährung umgestellt haben. Die jungen Frauen setzten sich zuvor meist intensiv mit Themen wie Umweltverschmutzung durch die Agrarwirtschaft oder Missstände bei der Tierhaltung auseinander. Darüber hinaus beschreiben sie eine vegetarische oder vegane Ernährungsweise als gesund. Laura, eine 21-jährige Studentin, wurde durch einen für sie äußerst schockierenden Film über die Agrarproduktion dazu bewegt, sich vegan zu ernähren.

„Mäi Brudder hat mer een Dokumentarfilm gewisen […] an et ass un sech iwwer den ëmweltlechen Impakt vun der Déiereproduiten-Industrie. An dat huet mech sou schockéiert, well ech mech ëmmer als ‚Ëmwelt-Mënsch‘ gesinn hunn, ëmmer probéiert hunn ëffentlechen Transport ze huelen, net ze vill Plastik ze gebrauchen, an hei an do. […] An dann hunn ech méi recherchéiert. An dann hunn ech dat erausfonnt, dass Leit och vegan ginn, fir hier Gesondheet, fir dat ze verbesseren.

(Laura, 21 Jahre, 18:28)

Bei Lauras Aussage wird deutlich, dass der Einsatz für Umweltschutz sich nicht nur auf die Ernährung der Jugendlichen auswirkt, sondern einen Einfluss auf andere Lebensbereiche haben kann. So versucht Laura etwa öffentliche Transportmittel zu nutzen oder auf Plastik zu verzichten, um die Umwelt zu schützen. Nachhaltige Nahrungsmittel werden wegen der positiven Auswirkungen auf die Umwelt konsumiert und weil sie als gesund eingestuft werden.

Stress und Zeitmangel als Ursachen für ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel

Obwohl die Jugendlichen ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel negative Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit zusprechen, ernähren sie sich teilweise ungesund oder betätigen sich kaum sportlich. Als zentrale Gründe nennen sie hohe Anforderungen und Stress am Arbeitsplatz, in der Schule oder an der Universität. Gesund zu kochen wird als zeitaufwendig beschrieben, und viele entscheiden sich deshalb oft dafür, auswärts zu essen, zu bestellen oder Fertiggerichte zuzubereiten. Die Studentin Nathalie verweist im Zusammenhang mit ihrem Ernährungsverhalten auf den Zeitfaktor.

„Ech iessen, zemools wann ech Stress hunn oder sou, dann amplaz dass ech mir eppes Gesondes kachen, da sinn ech léiwer, ech iessen iergendeppes, wat schnell an d’Mikrowell geet, an dann, dass ech méi Zäit hunn fir de Rescht, wou ech mir heiansdo denken: ‚Du kéints natierlech méi gesond kachen.‘

(Nathalie, 20 Jahre, 44:18)

Haben Jugendliche das Gefühl, zu wenig Zeit zur Verfügung zu haben, um alle Verpflichtungen und Hobbys unter einen Hut zu bekommen, priorisieren sie Freizeitaktivitäten wie Freunde treffen oder Musikinstrumente spielen. Der 16-jährige Schüler Sam erklärt, dass er mit seinem Sport aufgehört hat, um mehr Zeit für seine Freunde zu haben.

„Also, ech hat ëmmer Sport gemaach, mee de Problem ass doduerch, dass ech Sport gemaach hunn, hat ech dono guer keng Zäit méi fir Schoul. Well ech jo da wierklech no der Schoul sou een bis zwou Stonnen hat, an da misst ech schonn an de Sport, sinn ech eréischt spéit heem komm, konnt ech och ni eng Verabredung mat Kolleegen maachen, déi da spille kommen. Well dat dann herno am Endeffekt ze vill ginn ass, hunn ech dann och domat herno opgehale.

(Sam, 16 Jahre, 21:36)

Zeitmangel und Stress als Ursachen für ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel sind darüber hinaus mit selbstkritischen Aussagen zu fehlender Disziplin oder Bequemlichkeit verknüpft. Jugendliche erwähnen, dass sie zu faul oder nicht diszipliniert genug sind, um gesund zu kochen oder regelmäßig Sport zu treiben. Körperliche Belastungen im Alltag können ebenfalls dazu führen, dass die Befragten abends keine Energie und Kraft mehr haben, um Sport zu treiben. Ein weiteres Motiv für ungesundes Ernährungsverhalten stellt das Genussempfinden dar. Viele Jugendliche argumentieren, dass sie sich ab und zu„etwas gönnen“ und zwischendurch auch ungesundes Essen zu sich nehmen, da dies gut schmecke.

Familie und Freunde als Einflussfaktoren auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten

Die meisten befragten Jugendlichen nehmen sich als Akteure wahr, die selbst entscheiden, wie sie sich ernähren und ob sie Sport treiben und damit aktiv Einfluss auf ihre Gesundheit nehmen. Trotzdem hat auch das soziale Umfeld einen großen Einfluss auf das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Jugendlichen. Erfahren sie Unterstützung von Personen, die ihnen nahestehen, so kann dies zu einer gesunden Ernährung und vermehrten sportlichen Aktivität führen. Alexandra beschreibt den äußerst großen und positiven Einfluss ihres Lebensgefährten.

„Fir gesond ze sinn, wéi gesot, ganz vill passen ech mat der Ernärung op, mee do hunn ech och d’Chance, mäi Frënd, deen ass och esou, also mir hunn wierklech dat selwecht Denken, an hien ass nach vill méi sou wierklech, hie passt wierklech ganz vill op op seng Ernärung, seng Gesondheet. Dat heescht, dat ass scho mol flott, wann s du en Partner hues, deen dech mat motivéiert eben.

(Alexandra, 28 Jahre, 50:6)

Am häufigsten wird der Einfluss der Eltern sichtbar. Viele Befragte berichten von Regeln oder Gewohnheiten im Elternhaus, die zu einer gesunden Ernährung oder regelmäßiger sportlicher Betätigung beitragen würden. Sie schätzen es beispielsweise sehr, wenn ihre Eltern zu Hause gesund kochen. Sind Eltern oder Geschwister sportlich aktiv, werden die Jugendlichen in der Ausübung ihrer Sportarten von ihren Eltern unterstützt oder finden gemeinsame sportliche Aktivitäten mit der Familie statt, so kann sich dies äußerst positiv auf ihr Bewegungsverhalten auswirken. Die Studentin Erika erzählt, dass ihre ganze Familie und besonders ihre Mutter sehr sportlich ist und sich dies ganz automatisch auf ihr eigenes Bewegungsverhalten ausgewirkt hat.

„Das hab ich einfach so von klein auf! Meine Mama macht sehr viel Sport und läuft auch sehr viel und das hat sich dann irgendwie so ergeben!

(Erika, 22 Jahre, 6:22)

Das soziale Umfeld der Jugendlichen kann sich jedoch auch negativ auf ihr Ernährungs- und Bewegungsverhalten auswirken. Dies betrifft vorrangig die Familie, für einige jedoch auch die Freunde. Werden die Jugendlichen in ihrem Umfeld mit einem ungesunden Ernährungsverhalten und sportlicher Inaktivität konfrontiert, fällt es ihnen oft schwer, selbst einen gesunden Lebensstil umzusetzen. Die 23-jährige Schülerin Elena beschreibt große Schwierigkeiten, sich gesund zu ernähren, weil ihr dafür die Unterstützung von ihrer Mutter sowie von ihren Freunden fehle.

„Ech géif soen, dass et méi schwéier fält, well doheem, gesond liewe kann ech iergendwou net, well meng Mamm net ëmmer, soe mir emol sou, gesond kacht. […] An och an der Schoul, dann hunn ech Kolleegen, déi dann iergendeppes anescht iesse wéi ech, an da respektiv mech domat opzéien.

(Elena, 23 Jahre, 63:27)

Die Auswertung der Daten macht die enge Verbindung deutlich, welche die befragten Jugendlichen zwischen ihrem Gesundheitsempfinden und Sport sowie Ernährung sehen. Die zentralen Motive der Jugendlichen für gesunde Ernährung und Bewegung liegen in der Aufrechterhaltung ihrer physischen Gesundheit, der Vorbeugung von Krankheiten und der Optimierung ihres Körpers. Indem sie sich gesund ernähren oder sportlichen Aktivitäten nachgehen, leisten sie selbst einen aktiven Beitrag zur Aufrechterhaltung oder Verbesserung ihres Gesundheitsempfindens und versuchen ihr subjektives Wohlbefinden positiv zu beeinflussen. Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel führen die Jugend- lichen in erster Linie auf Stress und Zeitmangel zurück. Ihr Ernährungs- und Bewegungsverhalten kann zudem nicht unabhängig von ihrem sozialen Umfeld betrachtet werden. Die Jugendlichen beschreiben vor allem die Familie als einen Faktor, der sich positiv oder negativ auf ihr Ernährungs- und Sportverhalten auswirken kann.