9. Synopse der zentralen Ergebnisse

9.5. Die Beurteilung der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Maßnahmen

Die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie haben den Lebensalltag der Jugendlichen stark verändert und sich auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit ausgewirkt.

Insgesamt zeigt sich, dass die Jugendlichen gut mit der Situation zurechtkommen. Allerdings gilt dies nicht für alle Jugendlichen gleichermaßen. Mädchen und junge Frauen, aber auch Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus kommen mit der Situation grundsätzlich schlechter zurecht als Jungen und Jugendliche mit höherem Sozialstatus. Auch die Lebenszufriedenheit der Jugendlichen hat sich verändert. Sowohl der Anteil Jugendlicher mit einer hohen Lebenszufriedenheit als auch der Anteil Jugendlicher mit einer niedrigen Lebenszufriedenheit ist angestiegen. Vor allem der Sozialstatus ist hier ein differenzierender Faktor. Bei Jugendlichen mit einem niedrigen Sozialstatus hat die Lebenszufriedenheit deutlicher abgenommen als bei Jugendlichen mit einem höheren Sozialstatus.

Mit der Umstellung auf Homeschooling als Folge der Schulschließungen und der anschließenden stufenweisen Rückkehr zum Präsenzunterricht kamen nicht alle Jugendlichen gleich gut zurecht. Einige Jugendliche bewerten das höhere Maß an Autonomie positiv, andere berichten von der fehlenden Unterstützung durch die Lehrpersonen. Insbesondere für weibliche und ältere Schüler hat sich der Schulstress durch die Schulschließungen aber offenbar reduziert.

Das Freizeitverhalten der Jugendlichen hat sich durch die Covid-19-Pandemie und vor allem während des Confinements stark verändert. Gemeinschaftliche Aktivitäten – die Jugendliche als besonders wichtigen Faktor für ihr Wohlbefinden beschreiben – haben deutlich abgenommen. Die fehlenden persönlichen Kontakte zu anderen Jugendlichen bewerten Jugendliche als negativ und teilweise auch als belastend. Vielen gelingt es zwar über digitale Kommunikationsmedien den Kontakt aufrechtzuerhalten, diese Kommunikation sehen Jugendliche aber nicht als gleichwertigen Ersatz für persönliche Kontakte.

Aktivitäten, die allein gemacht werden können, wie Spazierengehen oder Zeit in der Natur zu verbringen, kreative Tätigkeiten oder Sport im Freien oder zu Hause sind, ebenso wie der Medienkonsum, angestiegen.

Jugendliche schätzen die Auswirkungen der Pandemie auf ihren Haushalt und ihre Familie unterschiedlich ein. Während einige Jugendliche die Zeit mit ihrer Familie und die räumliche Nähe zu anderen Familienmitgliedern positiv bewerten, sehen andere darin Auslöser für Spannungen und familiäre Konflikte.

In Bezug auf die Übergänge insbesondere von der Schule ins Studium oder vom Studium in den Beruf sind Jugendliche durch die Covid-19-Pandemie zunehmend mit Unsicherheiten konfrontiert, die sie teilweise als belastend wahrnehmen. Kurzarbeit, steigende (Jugend-)Arbeitslosigkeit, Einkommensverluste und unklare Übergänge in das Arbeitsleben führen dazu, dass sich vor allem ältere Jugendliche Sorgen um ihre Zukunft machen.

Die Ergebnisse unserer Studie haben gezeigt, dass Jugendliche insgesamt sehr gut über die Maßnahmen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie informiert sind und sich für die aktuellen Entwicklungen interessieren. Dies gilt insbesondere für den Beginn der Pandemie. Einige Jugendliche erleben die vielen Informationen über die verschiedenen Informationskanäle aber als überfordernd und schränken ihren Nachrichtenkonsum zum Selbstschutz ein.

Hinsichtlich der Maßnahmen und Hygieneregeln zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie zeigt sich eine große Akzeptanz der Jugendlichen. Die Mehrzahl der Jugendlichen findet die Maßnahmen gerechtfertigt und angemessen und setzt sie im Alltag um. Die meisten Jugendlichen sehen sich selbst jedoch durch das Virus nicht besonders gefährdet. Es geht ihnen bei der Einhaltung der Maßnahmen daher weniger um ihre eigene Gesundheit, sondern vorrangig um die der anderen Menschen. Die Motivation der Jugendlichen besteht also vor allem darin, andere Personen, insbesondere Risikogruppen, zu schützen.

Diese Ergebnisse beruhen auf Daten, die im Zeitraum Juli bis September 2020 erhoben wurden. Es ist davon auszugehen, dass sich mit dem Fortgang der Pandemie und den getroffenen Maßnahmen neue Dynamiken eingestellt haben.