4. Wie Jugendliche ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit einschätzen

4.4.5. Psychische Gesundheit

Diagnostizierte psychische Erkrankungen

Neben psychosomatischen Gesundheitsbeschwerden und subjektivem psychischen Wohlbefinden erfasste der YSL die Prävalenz von diagnostizierten psychischen Erkrankungen. Insgesamt geben 7,5 % der 18- bis 29-Jährigen an, diagnostizierte psychische Probleme zu haben, wobei dieser Anteil je nach Geschlecht, Migrationshintergrund und Sozialstatus unterschiedlich ist (siehe Abbildung 17). Während bei 8,9 % der jungen Frauen eine solche Erkrankung diagnostiziert wurde, waren es bei den jungen Männern lediglich 5,8 %. Bei Migranten der 1. Generation ist der Anteil der Personen mit diagnostizierten psychischen Erkrankungen deutlich niedriger als bei Personen ohne Migrationshintergrund und Migranten der 2. Generation. Personen mit geringen finanziellen Ressourcen sowie Personen, die ihren Sozialstatus als niedrig einschätzen, geben häufiger an, diagnostizierte psychische Erkrankungen zu haben als Personen mit mittlerer oder hoher finanzieller Ausstattung beziehungsweise als Personen, die ihren Sozialstatus als mittel oder hoch bewerten.

Depressive Störung nach PHQ-8

Da die Prävalenz psychischer Störungen von 2005 bis 2015 um 16 % in der WHO-Europa-Region gestiegen ist, hat die UN im Jahr 2015 die Verbesserung der psychischen Gesundheit als eines der Ziele für nachhaltige Entwicklung ausgerufen (Sustainable Development Goals SDG 3.4). Mit einer Prävalenz von 5,1 % sind Depressionen in der WHO-Europa-Region die häufigste psychische Störung, so dass ihnen beim Erreichen dieses Ziels eine besondere Bedeutung zukommt (WHO, 2018).

Um die Prävalenz dieser Störung zu schätzen, wurde im YSL eine Abwandlung des Patient Health Questionnaire 9 (PHQ-9) genutzt (Kroenke et al., 2001). Dabei wurde erfasst, wie häufig 8 Depressionssymptome in den vergangenen zwei Wochen empfunden wurden: wenig Interesse oder Freude an Tätigkeiten; sich niedergeschlagen, deprimiert oder hoffnungslos fühlen; Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen, oder zu viel schlafen; Müdigkeit oder das Gefühl, keine Energie zu haben; schlechter Appetit oder übermäßiges Bedürfnis zu essen; eine schlechte Meinung von sich selbst haben; das Gefühl, ein Versager zu sein oder die eigene Familie enttäuscht zu haben; Schwierigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren; und Gedanken, lieber tot zu sein oder sich in irgendeiner Weise zu verletzen. Basierend auf dem PHQ-9 werden diese 8 Items zu einem Gesamtscore zwischen 0 und 24 aggregiert. Im Folgenden wird von einem schweren depressiven Syndrom gesprochen, wenn der Gesamtscore zwischen 20 und 24 liegt. Von einem moderaten depressiven Syndrom wird gesprochen, wenn der Gesamtscore zwischen 10 und 19 liegt. Bei einem Gesamtscore zwischen 0 und 9 wird von keinem oder einem milden depressiven Syndrom gesprochen.

Ungefähr 80 % der Befragten erreichen einen Punktwert, der keine oder allenfalls milde Anzeichen für eine Depression anzeigt. Dieser Anteil ist bei jungen Frauen geringer als bei jungen Männern, und der Anteil steigt mit dem Alter an. Personen mit geringen finanziellen Ressourcen und Personen, die ihren Wohlstand als niedrig einschätzen, sind häufiger von einem moderaten oder schweren depressiven Syndrom betroffen als Personen mit hohen finanziellen Ressourcen bzw. Personen, die ihren Sozialstatus als mittel oder hoch einstufen. Personen mit Migrationshintergrund sind häufiger von einem moderaten depressiven Syndrom betroffen als Personen ohne Migrationshintergrund, doch gibt es kaum Unterschiede hinsichtlich eines schweren depressiven Syndroms.