7. Wie Jugendliche die Covid-19-Pandemie und die Maßnahmen wahrnehmen

7.4.2. Die Umsetzung der Maßnahmen im Alltag

Die meisten der befragten Jugendlichen halten die Maßnahmen der luxemburgischen Regierung für sinnvoll, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern (siehe Kapitel 7.4.1). Daher ist es ihnen ein großes Anliegen, die Maßnahmen im Alltag umzusetzen, um sich und andere zu schützen. Wie Abbildung 35 zeigt, wird dies in der YAC-Befragung (2020) deutlich. Die meisten der Jugendlichen akzeptieren die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus und setzen sie um. Maßnahmen, die Jugendliche am häufigsten umsetzen, sind Maske tragen (94,8 %), Hände waschen (89,1 %), Desinfektionsmittel für Hände nutzen (83,7 %), Berührungen mit anderen Menschen (82,6 %) sowie belebte Orte (81,0 %) vermeiden. Männer geben dabei über alle Maßnahmen hinweg seltener als Frauen an die Maßnahmen umzusetzen. Einige Maßnahmen (Hygieneempfehlungen und Maßnahmen im öffentlichen Raum) setzen Jugendliche mit Migrationshintergrund häufiger um als Jugendliche ohne Migrationshintergrund.

Maske tragen, Hände waschen, desinfizieren, Abstand halten, sich testen lassen

In den Interviews berichten die Jugendlichen, dass sie insbesondere an öffentlichen Plätzen sowie beim Einkaufen eine Maske tragen. Einige Jugendliche tragen die Maske selbst dann, wenn es nicht vorgeschrieben ist, wie beispielsweise draußen auf der Straße oder beim direkten Kontakt mit Bekannten oder Freunden, besonders wenn der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Teilweise wird die Maske nicht mehr als befremdlich, sondern eher als normal betrachtet, berichtet der erwerbstätige Elio:

„Ech droe praktesch ëmmer eng Mask, wann ech op der Aarbecht sinn. Dobaussen elo net onbedéngt. Et fält mer och oft net méi op, wann ech eng Mask unhunn. […] ’t ass wierklech heiansdo, wou et mech emol e bëssche nervt, dass ech e bëssche frësch Loft wëll, dann dinn ech se mol eng Kéier kuerz aus, awer esou, wann ech am Kontakt si mat anere Leit, dinn ech vu mir aus haaptsächlech scho fräiwëlleg eng Mask un. An wann et net ass fir mech ze schützen, awer wéinstens fir déi aner ze schützen.

(Elio, 28 Jahre, 20:23)

Einige Jugendliche berichten, dass sie sich nicht immer an die Maskenpflicht halten. So erzählt der 13-jährige Schüler Julien, dass er die Maske manchmal im Bus abnimmt, um besser Luft zu bekommen.

„Also ech halen déi am Fong an, mee heiansdo am Bus, wann ech also, wann ech nach eleng am Bus sëtzen oder een, zwee Leit hannen an zwee vir, dann doen ech se zwar heiansdo aus, well ech muss bal eng Stonn laang am Bus heem fueren, also 45 Minutten.

(Julien, 13 Jahre, 8:22)

Besonders häufig wird die Empfehlung des regelmäßigen Händewaschens und Desinfizierens genannt. Dabei achten die Jugendlichen sehr darauf, Gegenstände zu desinfizieren, die von vielen anderen Personen berührt werden. Zum einen möchten sie sich selbst durch die Berührung der Gegenstände nicht infizieren, zum anderen möchten sie nicht unnötig etwas anfassen, um so andere Menschen nicht in Gefahr zu bringen. Dies berichtet auch der 14-jährige Schüler Noah.

„Ech desinfizéieren och sou vill wéi méiglech […]. Ech huelen och ëmmer en Désinfectant mat eraus, also wann ech eraus ginn, och nach haut an der Schoul oder esou. Ech probéieren esou vill wéi méiglech Désinfectant ze huelen.

(Noah, 14 Jahre, 7:25)

Neben den Verhaltensregeln sind die kostenfreien Covid- 19-Tests ein wichtiger Teil der Maßnahmen der luxemburgischen Regierung. Viele der interviewten Jugendlichen nutzen diese Möglichkeit und heben hervor, dass der Zugang zu den Covid-19-Tests einfach und unkompliziert abläuft. Sie erwähnen darüber hinaus, dass sie seit Beginn der Pandemie stärker auf mögliche Symptome achten und sich bei Verdacht auf eine Covid-19-Erkrankung testen lassen. Sie nehmen die Signale ihres Körpers bewusster wahr und versuchen intensiver auf mögliche Symptome zu achten, um sich und andere nicht zu gefährden. Dies zeigt, dass die meisten Jugendlichen versuchen verantwortungsbewusst mit ihrer Gesundheit und der Gesundheit anderer umzugehen und sie sich an die Vorgaben des Gesundheitsministeriums halten.

Die Umsetzung der Kontaktbeschränkungen im sozialen Umfeld

Aus der YAC-Befragung geht hervor, dass die Jugendlichen die Kontaktbeschränkung und die Maßnahmen zur sozialen Distanzierung etwas weniger gut angenommen haben als die anderen Maßnahmen. So vermeiden etwa drei Viertel der jungen Erwachsenen gesellschaftliche Ereignisse (78,6 %) und halten beim Zusammentreffen mit anderen Personen zwei Meter Abstand (74,4 %). Fast zwei Drittel meiden Treffen mit Personen aus anderen Haushalten (65,9 %). Jüngere Jugendliche geben noch seltener als ältere Jugendliche an, die Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung und zur sozialen Distanzierung umzusetzen. Diese Ergebnisse stimmen auch mit der Studie der TUI Stiftung in Deutschland überein (TUI Stiftung, 2020).

In den qualitativen Interviews berichten Jugendliche, dass sie sich trotz des Deconfinements weiterhin seltener als früher mit Freunden treffen oder im öffentlichen Raum aufhalten.

„An well soss, ech probéieren och net esou vill op den Tour ze goen, also ech bleiwen ëmmer nach vill doheem. An iwwerleeë virdrun ëmmer: ,Ass dat elo eng gutt Iddi dohinner op déi Plaz ze goen? Ass dat wierklech onbedéngt néideg oder net?

(Katharina, 29 Jahre, 1:14)

Wenn sie sich doch mit Freunden treffen, versuchen viele von ihnen vorsichtig zu sein und die Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten. Bei den Erzählungen anderer Jugendlicher wird hingegen deutlich, dass sie sich bei Treffen mit ihren Freunden teilweise nicht an die Maßnahmen halten. Dies beschreibt die 12-jährige Schülerin Eliane.

„Also mat menge Kolleege sinn ech normal esou. Mir hunn keng Mask un, a mir hunn net zwee Meter Ofstand, well och […] just no der Quarantän, do ass eng Frëndin bei mech schlofe komm. An och do, zum Beispill, haut den Owend ginn ech bei meng Frëndin schlofen. An do huet et kee Wäert, dass mer am Dag ausernee sinn an duerno souwisou erëm zesumme sinn.

(Eliane, 12 Jahre, 18:25)

Insgesamt zeigen die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Befragungen, dass der Großteil der Jugendlichen die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 akzeptiert. Wenige empfinden sie als zu streng, aber einige würden restriktivere Maßnahmen befürworten. Im Alltag werden Maßnahmen wie Maske tragen, Hände waschen oder Abstand halten vom überwiegenden Teil der Jugendlichen umgesetzt. Schwierigkeiten haben sie mit der Umsetzung der Kontaktbeschränkungen und Maßnahmen zur sozialen Distanzierung. Trotzdem hält sich auch die Mehrheit der Jugendlichen an diese Vorschriften.