9. Synopse der zentralen Ergebnisse

9.3. Erklärungsfaktoren für unterschiedliche Einschätzungen von Wohlbefinden und Gesundheit

In den luxemburgischen Fachdiskursen hat das Thema der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens von Jugendlichen in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Experten aus den verschiedenen Handlungsfeldern beschreiben die Zunahme psychischer Belastungen und Erkrankungen im Jugendalter als ein Problem, das in allen gesellschaftlichen Milieus zugenommen habe. Die Ursache dafür wird in allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklungen gesehen, wie einem steigenden Leistungsdruck und dem damit verbundenen Stress, dem Jugendliche vor allem in der Schule, aber auch in der Erwerbsarbeit ausgesetzt sind. Allerdings können auch die gestiegene Behandlungsbereitschaft und -kapazität sowie die abnehmende Stigmatisierung psychischer Erkrankungen für die Zunahme der erfassten psychischen Erkrankungen mitverantwortlich sein.

Der ansteigende Leistungsdruck und die Zunahme sozialer Probleme innerhalb der Familien werden von den Experten als mögliche Ursachen für eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens in Betracht gezogen.

Externe Rahmenbedingungen, wie beispielsweise die in Luxemburg hohe Armutsgefährdungsquote der Jugendlichen sowie die ausgeprägte Jugendarbeitslosigkeit und fehlende finanzielle Ressourcen, schränken Verwirklichungschancen von Jugendlichen ein und beeinträchtigen somit auch ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit.

Zudem hat sich gezeigt, dass das wohlbefindens- und gesundheitsorientierte Handeln der Jugendlichen stark vom sozialen Umfeld geprägt wird. So beeinflussen insbesondere die Familien, die Freunde und Peers das Wohlbefinden. Eltern spielen eine wichtige Rolle für das Ernährungs- und Bewegungsverhalten, während Freunde besonders den Alkohol- oder Tabakkonsum der Jugendlichen beeinflussen. Weiterhin können negative Erfahrungen mit Peers, etwa in Form von Mobbing, das Wohlbefinden beeinträchtigen.

Für einen Großteil der luxemburgischen Jugendlichen sind Eltern zudem wichtige Ansprechpartner, von denen sie im Lebensalltag, aber auch bei Problemen große Unterstützung erfahren. Eine stabile und unterstützende Beziehung zu den Eltern trägt maßgeblich zum Wohlbefinden der Jugendlichen bei. Umgekehrt können problembelastete Beziehungen das Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Freunde sind für Jugendliche ebenfalls wichtige Vertrauenspersonen, in deren Gemeinschaft sie sich wohlfühlen und Unterstützung erfahren.

Auch strukturelle Merkmale der Institutionen (v. a. Regeln oder Anforderungen), wie sie die Jugendlichen in Schulen, Jugendhäusern, Heimen und betreuten Wohnstrukturen sowie am Arbeitsplatz vorfinden, prägen das Wohlbefinden der Jugendlichen. Vertrauensvolle, unterstützende Beziehungen zu Erwachsenen (Lehrer, Erzieher, Vorgesetzte) und anderen Jugendlichen (Mitschüler, Bewohner, Arbeitskollegen) in diesen Lebensbereichen fördern das Wohlbefinden in besonderem Maße.