9.4. Eigenverantwortung und der Stellenwert von wohlbefindens- und gesundheitsorientiertem Handeln
Jugendliche sind mehrheitlich der Ansicht, dass sie ihre Gesundheit und ihr subjektives Wohlbefinden im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten selbst aktiv beeinflussen können. Sie gehen also davon aus, diesbezüglich über Handlungsmächtigkeit und -möglichkeiten zu verfügen. Ihre körperliche Gesundheit und Fitness versuchen sie gezielt etwa durch gesunde Ernährung und sportliche Aktivitäten zu erhalten oder zu verbessern. Tendenziell ernähren sich Mädchen, jüngere Personen und Personen mit hohem Sozialstatus besonders gesundheitsbewusst. Sportlich aktiver sind vor allem Jungen, jüngere Personen und Personen mit höherem Sozialstatus.
Für das Wohlbefinden von Jugendlichen sind die Realisierung individueller Interessen und Freizeitaktivitäten von großer Bedeutung – besonders Aktivitäten mit Freunden. Zudem tragen künstlerische, musische oder sportliche Tätigkeiten sowie die Mediennutzung zu ihrem Wohlbefinden bei. Digitale Medien spielen dabei für alle Jugendlichen eine große Rolle, wobei Mädchen und jüngere Personen etwas häufiger im Internet surfen und Serien oder Filme streamen als Jungen und Jugendliche höheren Alters. Jungen hingegen spielen häufiger Konsolen- und Computerspiele als Mädchen. Positive Auswirkungen des digitalen Medienkonsums auf das subjektive Wohlbefinden sehen die Jugendlichen vor allem im sozialen Austausch, den sie dadurch mit Freunden und Familienmitgliedern haben, sowie in der Entspannung und im Ausgleich zum Alltag. Gleichwohl zeigt ein – wenn auch kleiner – Teil der Jugendlichen ein problematisches Nutzungsverhalten in Bezug auf den Konsum sozialer Medien.
Jugendliche sehen sich in einer großen Verantwortung für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit und reflektieren über die möglichen negativen Folgen und Risiken ihres Verhaltens. Als schädigendes Handeln bewerten sie Alkoholkonsum, Rauchen, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. Einige schätzen zudem einen übermäßigen digitalen Medienkonsum als schädigend ein.
Die Jugendlichen bewerten diese Verhaltensweisen ambivalent, da sie auch bei gesundheitsschädigendem Verhalten durchaus positive Auswirkungen auf ihr subjektives Wohlbefinden erkennen. So können etwa die Entspannung beim Rauchen oder beim Anschauen von Serien, der soziale Kontakt mit Freunden beim Alkoholtrinken oder die soziale Anerkennung beim Alkohol- und Tabakkonsum zu einer kurzzeitigen Steigerung des Wohlbefindens führen. Gleichzeitig bewerten sie diese Handlungen jedoch als schädlich für ihre Gesundheit. Im Umgang mit dieser Diskrepanz zeigen Jugendliche unterschiedliche Strategien, indem sie ihr Handeln relativieren oder Wünsche zur Verhaltensänderung äußern.
Grundsätzlich verwenden Jugendliche unterschiedliche Strategien, um mit Belastungen umzugehen, die ihr Wohlbefinden beeinträchtigen. Diese reichen von Vermeidungsverhalten und Ablenkung oder eigenständigem Problemlösen bis hin zu der Suche nach sozialer Unterstützung, psychologischer Beratung und Therapie. Dabei nimmt für einen Großteil der Jugendlichen das soziale Umfeld eine zentrale Rolle in ihrem Bewältigungshandeln ein, da viele auf die Hilfe und Unterstützung der Familie oder des Freundeskreises zurückgreifen.