3. Gesellschaftliche Kontextbedingungen für das Wohlbefinden und die Gesundheit in Luxemburg

3.2. Politische Strukturen und allgemeine Lebensbedingungen in Luxemburg

Worum es hier geht

An dieser Stelle beschreiben wir die wesentlichen Merkmale Luxemburgs als parlamentarischer Demokratie in Europa. Im Vergleich zu seinen Nachbarländern ist das Land relativ klein. Entsprechend seiner wirtschaftlichen Stärke zieht es viele Menschen an. Entweder pendeln sie, um im Großherzogtum zu arbeiten, oder sie kommen hierher, um ihr ganzes Leben im Land zu verbringen. Dementsprechend beherbergt Luxemburg eine große Vielfalt an unterschiedlichen Nationalitäten, und es werden viele Sprachen gesprochen. Drei offizielle Landessprachen sind sicher auch etwas Besonderes. Luxemburg ist reich. Wir haben einen hohen Lebensstandard. Das bedeutet aber auch: Es ist teuer in Luxemburg zu leben, und unser Umweltverbrauch ist hoch. All das sind Faktoren, die auch auf das Wohlbefinden junger Menschen Wirkung haben.

Aus dem Jugendbericht

Das Großherzogtum Luxemburg ist eine parlamentarische Demokratie in Form einer konstitutionellen Monarchie und als Mitgliedsstaat der Europäischen Union sowohl auf europäischer als auch auf internationaler Ebene gut vernetzt. Luxemburg ist mit 2.586 km² und 626.108 Einwohnern (Statec, 2020a) ein relativ kleines Land im Vergleich zu seinen Nachbarstaaten Belgien, Deutschland und Frankreich. Luxemburg unterscheidet sich jedoch nicht nur im Hinblick auf seine Einwohnerzahl von anderen Ländern. Luxemburg zeichnet sich durch eine große Nationalitätenvielfalt, einen hohen Ausländeranteil (2020: 47,4 %) und die Mehrsprachigkeit der Bevölkerung aus (drei offizielle Landessprachen). Zudem verfügt Luxemburg über eine sehr hohe Wirtschaftskraft und übernimmt damit verbunden eine ökonomische Führungsfunktion in der Großregion SaarLorLux.

Die Großregion als „integrierter Kooperationsraum für Bürger, Wirtschaft und Regionen“1 zeigt heute die höchste grenzüberschreitende Mobilität von Arbeitnehmern innerhalb der Europäischen Union, wobei Luxemburg hiervon am stärksten betroffen ist: Laut Statec haben 206.000 Grenzgänger aus Deutschland, Frankreich und Belgien im Jahr 2019 in Luxemburg gearbeitet (Statec, 2020a) und damit war etwa jeder zweite Arbeitsplatz in Luxemburg von einem Grenzpendler besetzt.

Die allgemeinen Beschäftigtenzahlen sind in Luxemburg in den vergangenen Jahren fast in allen Wirtschaftszweigen gestiegen2, insbesondere jedoch im Baugewerbe und im Finanzdienstleistungssektor. Die höchste Steigerung war jedoch im Gesundheits- und Sozialwesen zu beobachten; hier stieg die Zahl der Beschäftigten von ca. 17.600 im Jahr 2000 auf 48.900 im Jahr 2019. Damit hat die Zahl der Beschäftigten sich in diesem Sektor mehr als verdoppelt (Statec, 2020a). Ein solch hoher Zuwachs ist in keinem anderen Wirtschaftszweig zu beobachten gewesen, er zeigt das hohe Investment im sozialen und gesundheitlichen Sektor.

Betrachtet man die Einkommenssituation in Luxemburg, so zeigt sich ein verfügbares Durchschnittseinkommen/Monat je Haushalt von 6.285 € im Jahr 2018 (Statec, 2020a). Trotz hoher Lebenshaltungskosten in Luxemburg können die meisten Personen in Luxemburg somit einen hohen Lebensstandard aufweisen. Der gesetzlich verankerte soziale Mindestlohn berücksichtigt die Lebenshaltungskosten und beträgt 2020 für qualifizierte Erwachsene 2.570,39 € und für nicht qualifizierten Arbeitnehmer 2.141,99 € (17- bis 18-Jährige: 1.713,60 €; 15- bis 17-Jährige: 1.606,56 €), damit liegt er ebenso wie das Durchschnittseinkommen deutlich über dem Niveau in den Nachbarländern.

Den insgesamt hohen Einkommen stehen jedoch auch hohe Lebenshaltungskosten gegenüber. So sind die Wohnkosten in Luxemburg sehr hoch und für einen Teil seiner Bewohner, insbesondere für Personen aus dem Niedriglohnsektor und junge Menschen, nur schwer erschwinglich. Aufgrund der hohen Lebenshaltungskosten verlegt daher auch ein Teil der Luxemburger seinen Wohnsitz in grenznahe Regionen außerhalb von Luxemburg, bleibt jedoch in Luxemburg beschäftigt. Darüber hinaus bleiben viele Jugendliche im Studium, der Berufsausbildung oder in prekären Übergängen in den Arbeitsmarkt relativ lange im Elternhaus wohnen. Wohnungsnot und Verkehr werden derzeit von vielen als gravierende Probleme in Luxemburg wahrgenommen. Luxemburg hat eine der höchsten Autodichten der Welt. Pro 1.000 Einwohner stehen 655,4 Autos zur Verfügung, damit belegt Luxemburg weltweit den vierten Platz, deutlich vor Belgien (517,4), Deutschland (573,0) und Frankreich (499,5).3 Zusammen mit den Fahrzeugen der Grenzgänger bedeutet dies eine besonders starke Verkehrsdichte. So weist Luxemburg im Jahr 2012 pro Kopf auch mit weitem Abstand den höchsten ökologischen Fußabdruck4 (15,8 gha) von 150 betrachteten Staaten auf (Bundeszentrale für politische Bildung, 2017).


1 http://www.grossregion.net/Die-Grossregion-kompakt/Strategie (zuletzt abgerufen am März 2021).

2 Mit Ausnahme von Landwirtschaft und Warenproduktion.

3 https://www.welt-in-zahlen.de/laendervergleich.phtml (zuletzt abgerufen am 22. März 2021).

4 Der ökologische Fußabdruck gibt Auskunft darüber, „wie viel biologisch produktive Land- und Wasserflächen ein Individuum, eine Bevölkerung oder eine Aktivität benötigt, um alle konsumierten Ressourcen zu produzieren und die anfallenden Abfälle zu absorbieren. Dabei fließt die Nutzung von Ackerland, Weideland, Waldflächen, Fischgründen und bebauten Flächen sowie die CO2-Absorption in die Berechnung Die verschiedenen Faktoren werden zu einer Messgröße – globaler Hektar (gha) – zusammengefasst.“ (Bundeszentrale für politische Bildung, 2017)