4. Wie Jugendliche ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit einschätzen

4.2.3. Wohlbefinden und Gesundheit – Zusammenhänge aus Sicht der Jugendlichen

Um nachvollziehen zu können, was Jugendliche unter Wohlbefinden und unter Gesundheit verstehen, wurden sie befragt, in welcher Relation für sie die beiden Begriffe zueinander stehen. Eine der befragten Jugendlichen erläutert, dass Wohlbefinden der Gesundheit, Familie, Arbeit und materiellem Wohlstand übergeordnet sei.

„Wuelbefannen ass fir mech wéi e Puzzle, souzesoen, do gehéieren e puer Stécker derbäi, dat heescht do gehéiert Famill derbäi, do gehéiert Gesondheet derbäi, do gehéiert eben d’Aarbecht, d‘Beruffswelt, plus d’Suen och, déi een huet, eigentlech all sou Alldagssaachen gehéieren derzou. Wann eppes net gutt ass, da fillt een sech net méi sou wuel, wéi soss ëmmer.(Marisa, 19 Jahre, 28:12)

Demnach ist Gesundheit ein Teilaspekt des Wohlbefindens. Eine Befragte beschreibt den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Wohlbefinden mit einem Verweis auf Krankheiten. Wenn man krank sei, fühle man sich oft nicht wohl, da das Wohlbefinden durch die Krankheit eingeschränkt werde. Sie sieht allerdings auch, dass dieses Erklärungsmodell nicht auf alle Krankheiten angewandt werden kann. Sie ist der Meinung, dass man sich mit chronischen Krankheiten wohlfühlen kann, da man mit der Krankheit zu leben lernen und sie somit dauerhaft akzeptieren kann.

„Also Gemeinsamkeeten ass fir mech eben, et ass natierlech, du fills dech normalerweis jo, denken ech emol, wuel, wann s du och gesond bass. Wann s du krank bass, et gi villäicht Leit, wou sech dann trotzdeem wuel fannen, mee am normale verbannen d’Leit awer domat, wann een sech wuel fillt, dann ass ee gesond. […] Den Ënnerscheed ass, ech mengen, wann een eng Krankheet huet, déi onheelbar ass, soen ech emol sou, dee kann awer soen: ‚Ech fille mech awer wuel‘.(Alexandra, 28 Jahre, 54:5)

Während viele Jugendliche die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Wohlbefinden hervorheben, sehen andere eine deutliche Trennung. Sie assoziieren Gesundheit vorrangig mit der körperlichen Gesundheit und gesundheitsfördernden Maßnahmen. Wohlbefinden bringen sie dagegen vorrangig mit psychischen Aspekten in Verbindung. Ein Befragter stellt den hohen Stellenwert des eigenen Selbstverständnisses sowie seiner Wahrnehmung durch andere heraus.

„Fir mech ass éischter d’Gesondheet kierperlech gesinn an d’Wuelbefannen éischter wierklech dat Ënnerlecht, de Mënsch selwer. Sou wéi een sech gesäit, kuckt, dass een sech heiansdo och denkt: ‚Wéi gesinn déi aner mech?‘ Dat ass fir mech sou d’Wuelbefannen, jo.(Marvin, 18 Jahre, 56:4)

Eine weitere Befragte trennt zwischen Gesundheit und Wohlbefinden bzw. sieht im Wohlbefinden eine allumfassende Bedeutung, bei der zu den körperlichen Gesundheitsaspekten noch weitere gehören.

„Also Gesundheit beziehe ich eher auf mein physisches und psychisches Befinden, also bin ich körperlich fit, bin ich krank, habe ich ’ne Erkältung und Wohlbefinden, da finde ich fließt da noch ein bisschen mehr mit rein, ob ich auch glücklich bin, das ist bei der Gesundheit eher nebensächlich!(Erika, 22 Jahre, 6:2)

Zusammenfassend ergibt sich aus den qualitativen Interviews, dass es für viele Jugendliche zwischen Gesundheit und Wohlbefinden eine unmittelbare Verbindung gibt, etwa wenn Krankheiten sich auf die psychische und physische Gesundheit und damit auf ihr Wohlbefinden auswirken.

Unter dem Begriff Gesundheit verstehen viele Jugendliche zunächst die körperliche Dimension. Gesundheit wird von ihnen definiert als Abwesenheit von Krankheit und körperlichen Einschränkungen. Jugendliche sehen sich als eigenverantwortlich für ihre Gesundheit und es ist ihnen wichtig, einen gesunden Körper zu haben. Für viele spielt beim Begriff der Gesundheit aber nicht nur der Körper eine Rolle, sondern auch die Psyche.

Mit Wohlbefinden verbinden Jugendliche vorrangig einen Gefühlszustand. Dazu gehören eine nach innen gerichtete Zufriedenheit mit sich selbst und dem eigenen Körper sowie eine nach außen gerichtete Zufriedenheit mit dem sozialen Umfeld. Gute Freunde und eine Familie, auf die sie sich verlassen können, sind für das eigene Wohlbefinden essentiell. Grundsätzlich orientiert sich das Verständnis von Wohlbefinden und Gesundheit an den Lebenswelten der Jugendlichen und hängt stark von den Erfahrungen ab, die sie gemacht haben (Armezzani & Paduanello, 2013; Bourke & Geldens, 2007; Rademaker, 2016).