4.3. Die Bewertung des Wohlbefindens
Wie junge Menschen ihr Wohlbefinden beurteilen, hängt von verschiedenen Faktoren und Rahmenbedingungen ab: Soziale Herkunft, finanzielle Situation, Migrationshintergrund, Alter, Geschlecht – diese und viele weitere Aspekte haben wir berücksichtig, um möglichst umfassend beschreiben zu können, wie Kindern, Jugendliche und junge Erwachsene ihr Wohlbefinden beurteilen.
Dabei lassen sich zum Teil große Unterschiede feststellen: So fühlen sich Jugendliche ohne chronische Krankheiten deutlich häufiger wohl, als junge Menschen, die an solchen Krankheiten leiden. Unterschiede zeigen sich auch, wenn man den Begriff des Wohlbefindens sehr weit fast – im Sinne von Lebenszufriedenheit: Beispielsweise sinkt die Lebenszufriedenheit, je älter die Heranwachsenden werden. Auch bestimmte positive Persönlichkeitsmerkmale – etwa positive Lebenseinstellung, Kontaktfreudigkeit oder eine gesunde Selbstsicherheit – haben einen Einfluss auf das Wohlbefinden. Ähnliches lässt sich auch bezüglich der Belastungen durch Stress feststellen. Zudem haben junge Menschen, die ihren Sozialstatus als hoch bewerten und die ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung haben, deutlich weniger Stress und ein besseres Wohlbefinden als Heranwachsende, bei denen die Lebensaspekte nicht so positiv ausgeprägt sind. Solche Unterschiede finden sich beim Thema „Wohlbefinden“ häufig; in diesem Abschnitt geben wir einen umfassenden Überblick darüber.
Im Folgenden wird aufgezeigt, wie Jugendliche ihr Wohlbefinden bewerten. In den qualitativen Interviews hat sich gezeigt, dass Wohlbefinden aus der Sicht der meisten Jugendlichen etwas anderes ist als Gesundheit. Wohlbefinden wird häufig als umfassenderes Konzept aufgefasst, das neben der körperlichen und mentalen Gesundheit auch viele weitere Aspekte umfasst, z. B. stabile soziale Beziehungen zu haben, Glück zu empfinden, sozial und ökonomisch abgesichert zu sein und ein sinnerfülltes Leben zu führen. Wie in Kapitel 2 dieses Berichtes bereits ausgeführt wurde, gibt es auch in der Wissenschaft nicht das eine Konzept des Wohlbefindens, vielmehr gibt es verschiedene Perspektiven, die unter anderem von der wissenschaftlichen Disziplin abhängen. Im Folgenden werden daher zwei unterschiedliche Dimensionen des Wohlbefindens analysiert, die sich häufig in der Literatur finden: die affektive Dimension des Wohlbefindens und die kognitive Dimension des Wohlbefindens (Diener, 1984). Zusätzlich wird das Empfinden von Stress analysiert, da in den qualitativen Interviews immer wieder Stress als große Beeinträchtigung des Wohlbefindens genannt wurde.