4.4.1. Die Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustandes
In Umfragen zum Thema Gesundheit wird oft danach gefragt, wie die Teilnehmer ihren Gesundheitszustand einschätzen. Häufig zielt die Frage darauf ab, dass sie ihre Gesundheit „im Großen und Ganzen“ einschätzen und bei dieser Beurteilung kurzfristige Einschränkungen ignorieren sollen. Solche Einschätzungen sind unter anderem ein guter Prädiktor für die Mortalität in der allgemeinen Bevölkerung (DeSalvo et al., 2006). Aus Umfragen unter Jugendlichen ist bekannt, dass sie ihre Gesundheit schlechter einschätzen, wenn sie täglich rauchen, schon einmal betrunken waren, unter psychosomatischen Beschwerden leiden, selten Sport treiben, gemobbt wurden und im sozialen Umgang Probleme haben und nicht gut mit ihren Eltern über Probleme reden können (Kelleher et al., 2007). In einer international vergleichenden Analyse hat sich gezeigt, dass Jugendliche aus weniger wohlhabenden Familien ihre Gesundheit in der Regel schlechter einschätzen als Jugendliche aus wohlhabenden Familien. Dies kann zum Teil darauf zurückgeführt werden, dass Kinder aus weniger wohlhabenden Familien über schlechtere psychosoziale Voraussetzungen verfügen (sie haben schlechtere Beziehungen zu Eltern und Freunden usw.) und sie sich häufiger gesundheitsschädlich verhalten (sie rauchen häufiger, treiben weniger Sport usw.) (Moor et al., 2014).
Des Weiteren zeigten sich folgende Zusammenhänge: Jugendliche, deren Eltern alleinerziehend sind, schätzen ihren Gesundheitszustand schlechter ein als Jugendliche, die mit beiden Elternteilen leben. Zudem verschlechtert sich bei den Jugendlichen die gesundheitliche Selbsteinschätzung mit steigendem Alter, und männliche Jugendliche schätzen ihren Gesundheitszustand durchschnittlich besser ein als weibliche (Inchley et al., 2020). Die Geschlechterunterschiede können mit biologischen Unterschieden erklärt werden, aber auch mit immer noch bestehenden Unterschieden in den Geschlechtsrollenstereotypen. Ein typisch männliches Ideal ist es, sich als stark zu präsentieren und keine als weiblich konnotierten Gefühle und Verhaltensweisen zu zeigen (Heise et al., 2019). Sich um die eigene Gesundheit und die Gesundheit der Familie zu kümmern, gilt dagegen als traditionelle Domäne der Frau, so dass sich Frauen auch eher als Männer einen schlechteren Gesundheitszustand eingestehen können (Heise et al., 2019; Torsheim et al., 2006).
Um den subjektiven Gesundheitszustand zu erheben, wurde in der HBSC-Studie und im YSL gefragt: „Wie würdest du deinen Gesundheitszustand beschreiben?“
Abbildung 13 zeigt den Anteil der Schüler und jungen Erwachsenen in Luxemburg, die ihre Gesundheit als „ausgezeichnet“ bewerten, was insgesamt auf 34,9 % zutrifft. Dieser Anteil ist bei den Jungen und Männern höher als bei den Mädchen und Frauen. Mit höherem Alter ist dieser Anteil niedriger, wobei er jedoch nicht gleichmäßig sinkt. Während die Unterschiede je nach Migrationshintergrund nicht groß sind, ist der subjektive Sozialstatus bedeutend – je höher die Befragten ihren Sozialstatus einschätzen, desto häufiger bewerten sie ihre Gesundheit als ausgezeichnet.