4. Wie Jugendliche ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit einschätzen

4.5. Zusammenfassung

Die qualitativen Interviews haben gezeigt, dass Jugendliche die Begriffe Gesundheit und Wohlbefinden nicht synonym verwenden. Gesundheit bedeutet für sie eher die Abwesenheit von Krankheit, wobei manche vor allem an körperliche Einschränkungen denken und andere an die körperliche und die geistige Gesundheit. Gesundheit ist für viele Jugendliche ein notwendiges Element des Wohlbefindens, aber kein hinreichendes. Um sich wohlzufühlen, brauchen Jugendliche funktionierende soziale Beziehungen, berufliche und private Perspektiven, aber auch Rückzugsräume, in denen sie „sie selbst“ sein können. Jugendliche gehen davon aus, selber für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit zuständig zu sein und beides beeinflussen zu können.

Die Auswertung der Umfragedaten hat Unterschiede in Wohlbefinden und Gesundheit in Abhängigkeit von soziodemografischen Merkmalen ergeben. Aufgegliedert nach dem Alter der Befragten zeigt sich, dass Jugendliche ihre Gesundheit desto seltener als ausgezeichnet bewerten, je älter sie sind. Des Weiteren steigt mit zunehmendem Alter der Anteil der Übergewichtigen. Bei mehreren Indikatoren der mentalen Gesundheit (psychosomatische Beschwerden, psychische Krankheiten, Symptome einer Depression) und des Wohlbefindens zeigt sich dagegen ein U-förmiger Zusammenhang. Bei den jüngsten Befragten sind die jeweiligen Werte gut; sie verschlechtern sich im mittleren Jugendalter, aber sie verbessern sich dann mit zunehmendem Alter wieder.

Aus den schulmedizinischen Untersuchungen geht hervor, dass im Schuljahr 2017/18 ungefähr vier von zehn Schülern einen Avis erhalten haben, d. h., sie haben ein Gesundheitsproblem, über das die Eltern unterrichtet wurden. Diese Probleme sind sehr vielseitig, wobei chronische Krankheiten und Erkrankungen des Bewegungsapparates dominieren. Die IGSS-Daten zeigen, dass auch Jugendliche das Gesundheitswesen in nennenswertem Umfang in Anspruch nehmen.

Hinsichtlich Gesundheit und Wohlbefinden sind die Unterschiede je nach sozialem Status stark ausgeprägt. Personen mit niedrigem sozialem Status sind fast durchgängig benachteiligt: Sie bewerten ihre Gesundheit schlechter, sind häufiger übergewichtig, fühlen sich häufiger zu dick, haben häufiger multiple Gesundheitsbeschwerden sowie depressive Symptome und diagnostizierte psychische Krankheiten. Zudem haben sie mehr Stress, eine niedrigere Lebenszufriedenheit und ein niedrigeres affektives Wohlbefinden.