10.6. Transitionsunsicherheit, Zukunftsängste und gesellschaftlicher Zusammenhalt
Der Übergang von Schule oder Ausbildung in das Berufsleben ist für junge Menschen oft eine große Herausforderung, die von vielen Unsicherheiten geprägt ist. Die Ausbildungswege und der Arbeitsmarkt wandeln sich rasch, Jugendarbeitslosigkeit ist nach wie vor ein großes Problem, und die COVID-19-Pandemie hat die Situation zusätzlich verschärft. Umso wichtiger ist es, die Lebenssituation und die Lebensumstände jedes einzelnen Jugendlichen im Blick zu haben und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, um ihnen den Übergang in die wirtschaftliche Unabhängigkeit als junge Erwachsene zu erleichtern und überhaupt möglich zu machen.
Jugend als Transitionsphase, also als Zeit des Übergangs vom Jugendlichen zum erwachsenen Gesellschaftsmitglied, stellt junge Menschen vor besondere Herausforderungen. Insbesondere die in dieser Zeit zu erfüllende Entwicklungsaufgabe des „Qualifizierens“, die darauf abzielt, eine berufliche Erwerbsarbeit aufzunehmen und sich eine ökonomische Existenz zu schaffen, ist heute mit vielfältigen Unsicherheiten verbunden: mit wechselnden Formen der (Aus-)Bildungsübermittlung in Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten; mit Planungsunsicherheiten, die den weiteren Bildungsweg betreffen; mit steigender Jugendarbeitslosigkeit, weniger neuen Stellen und vermehrter Kurzarbeit. Hieraus resultiert für junge Menschen eine besonders belastende Situation, die sie ihre Integration in die Erwerbsgesellschaft als gefährdet sehen lässt. Es hat sich gezeigt, dass sich diese Unsicherheit während der Ausnahmesituation der Covid-19-Pandemie für einen Teil der Jugendlichen als besonders belastend darstellt.
Transitionsbezogene Unsicherheiten und Zukunftsängste in der jungen Generation haben auch in Luxemburg zugenommen. Der Glaube an den „Caring State“, an eine Gesellschaft, die nicht alles den anonymen Marktkräften überlässt, sondern sich aktiv um den einzelnen Jugendlichen und seine Integration kümmert, droht insbesondere bei benachteiligten Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund verloren zu gehen. Entsprechende Erwartungen an die Politik und die Gesellschaft wurden in den letzten Jahren bereits durch große Anstrengungen im Bereich der Berufsfördermaßnahmen etc. beantwortet. Sie weiter zu entwickeln, stärker auf die besonders betroffenen Zielgruppen hin zu fokussieren und durch personalisierte Coachingangebote (Transitionslotsen) und eine entsprechende Kommunikationsstrategie zu begleiten, scheint weiterhin von großer Bedeutung zu sein.