2.1.2. Wohlbefinden und Gesundheit aus sozialwissenschaftlicher Perspektive
Der luxemburgische Jugendbericht beschäftigt sich mit dem Wohlbefinden und der Gesundheit von Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 29 Jahren. Der Bericht fokussiert hierbei die Sichtweise und die Einschätzungen der Betroffenen, also der Jugendlichen selbst. Ihre subjektive Perspektive, ihre Orientierungen und Bewertungen stehen im Fokus der Berichterstattung. Die sozialwissenschaftliche Perspektive des Jugendberichtes bedeutet hierbei die analytische Berücksichtigung personaler, sozialer und struktureller Faktoren, die je nach ihrer Ausprägung einen großen Einfluss auf Wohlbefinden und Gesundheit der Jugendlichen ausüben können. Unter personale Faktoren können bestimmte Merkmale einer Person gefasst werden, wie z. B. das Geschlecht, das Alter, der sozioökonomische Status, ein etwaiger Migrationshintergrund und der Bildungsstand. Zu den sozialen Faktoren sind vor allem die Familienbeziehungen und die Peers, aber auch Mitschüler, Berufskollegen etc. zu zählen. Die strukturelle Dimension umfasst in erster Linie die jugendrelevanten institutionellen Kontexte, wie z. B. die Schulen und Jugendhäuser sowie fremdunterbringende Strukturen, aber auch gesamtgesellschaftliche wohlfahrtsstaatliche Strukturen.
Der sozialwissenschaftliche Blick auf die Ausprägung und das Verständnis von Wohlbefinden und Gesundheit berücksichtigt zentrale soziologisch orientierte Theorien und Konzepte. Unterschiedliche Ressourcen und Potentiale für Wohlbefinden und Gesundheit können etwa mit der Kapitaltheorie von Bourdieu (Bourdieu, 1983) und dem Konzept der Capabilities (Befähigungen) (Sen, 1993) beschrieben werden. Das Agency-Paradigma, welches sich auf die Handlungsmöglichkeiten in der Gesellschaft und die individuellen und sozialen Bedingungen der Handlungsfähigkeit der Jugendlichen bezieht (Mick, 2012), kann insbesondere für Voraussetzungen und Grenzen jugendlicher Handlungsfähigkeit im Umgang mit Gesundheit und Wohlbefinden sensibilisieren. Der Blick auf das Wohlbefinden und die Gesundheit von Jugendlichen erfolgt somit aus einer Perspektive, die den Jugendlichen als kompetenten „Agenten“ in Bezug auf die Einschätzung und sein Handeln im Bereich Wohlbefinden und Gesundheit betrachtet und die Interaktion mit seiner Lebenswelt und die damit verbundenen strukturellen Gegebenheiten einschließt.