2.2. Wohlbefinden und Gesundheit aus theoretischer Sicht
Unser umfassendes Verständnis von Wohlbefinden und Gesundheit bezieht ganz unterschiedliche Aspekte mit ein, die die Lebensqualität junger Menschen ausmachen. Einflussfaktoren sind neben dem Alter das Geschlecht, wie viel Geld jemand zur Verfügung hat, wie wohlhabend die Eltern sind oder wie viel Bildung ein Mensch erfahren hat. Auch die Persönlichkeit spielt eine Rolle. Denn Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden nicht von Eltern und Lehrern in eine fertige Welt gestellt. Sie gestalten ihr Leben mit. Dafür müssen sie in der Lage sein, für sich selbst aktiv zu werden und sich als selbstwirksam zu erfahren. Sie müssen über Handlungsfähigkeiten verfügen und in ihrer Umwelt Handlungschancen und Beteiligungsmöglichkeiten haben.
Auch soziale Beziehungen nehmen großen Einfluss auf Wohlbefinden und Gesundheit. Deshalb haben wir das Umfeld der jungen Menschen beleuchtet: Wie gut geht es ihnen in ihren Familien? Bekommen sie Unterstützung und Anerkennung von ihren Eltern? Welche Bedeutung haben Freundschaften für Menschen, die allmählich erwachsen werden? Wie geht es ihnen in der Schule oder am Arbeitsplatz? Und welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf diese Altersgruppe? Weil wir diese und viele weitere Aspekte in unsere Untersuchung des Wohlbefindens und der Gesundheit von Jugendlichen mit einbezogen haben, beschreiben wir sie in diesem Abschnitt.
Als Autorinnen und Autoren des Jugendberichts haben wir ein sehr umfassendes Verständnis von Wohlbefinden und Gesundheit: Wohlbefinden beschreibt für uns nicht nur, wie sich jemand fühlt. Vielmehr bezieht dieser Begriff unterschiedliche Aspekte mit ein, die die Lebensqualität eines Menschen ausmachen. Dazu gehören Gesundheit, Bildung, die sozialen Beziehungen oder auch die Situation in Schule und Beruf. Gesundheit beschreibt wiederum den körperlichen, psychischen und sozialen Einklang einer Person und ob sie in der Lage ist, sich auf Veränderungen bei sich selbst oder in ihrem Umfeld gut einzustellen. Das ist deutlich mehr, als nur die Abwesenheit von Krankheiten.
Wichtig ist, was junge Menschen tun, wie sie handeln, um ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit zu erhalten, zu steigern oder wiederherzustellen. Jugendliche entwickeln sich zu Erwachsenen: Wie man sich in seiner Jugend in Bezug auf sein Wohlbefinden und seine Gesundheit verhält, hat großen Einfluss darauf, wie Menschen sich später als Erwachsene in Bezug auf diese Lebensaspekte verhalten. Das Wissen dazu ist für uns als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genauso bedeutsam wie für Politikerinnen und Politiker. Als Wert an sich, weil das Wohlbefinden und die Gesundheit junger Menschen um ihrer selbst willen wichtig ist. Aber natürlich auch als politisch-gesellschaftliche Steuerungsgröße: Gute Rahmenbedingungen für das Wohlbefinden und die Gesundheit Jugendlicher zu schaffen, ist von größter Bedeutung für unser aller Zukunft. Denn Jugendliche werden diese gestalten. Damit ihnen das konstruktiv gelingt, muss es ihnen gut gehen.
In diesem Abschnitt beschreiben wir die theoretischen Grundlagen, die für uns bei der Betrachtung von Wohlbefinden, Gesundheit und Handeln aus wissenschaftlicher Perspektive ausschlaggebend sind.