6.3. Das subjektive Wohlbefinden von Jugendlichen in außerfamilialen Lebensbereichen
Nicht nur Familie und Freunde sind wichtige Ansprechpartner für Jugendliche und junge Erwachsene. Eine große Rolle spielen auch Menschen, die sie in der Schule, in den Jugendhäusern, der offenen Jugendarbeit oder am Arbeitsplatz treffen. Dieses Umfeld außerhalb von Familie und Freunden haben wir für diesen Abschnitt genau untersucht und festgestellt: Wenn die Lehrerinnen und Lehrer, Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen sowie Erzieherinnen und Erzieher offen sind für die Belange junger Menschen, wirkt sich das positiv auf ihr Wohlbefinden aus.
Für Schülerinnen und Schüler sind Lehrkräfte oft Respektspersonen, deren Aufgabe darin besteht, Wissen zu vermitteln und differenziert auf die Schülerinnen und Schüler einzugehen. Dazu ist es wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer den Schülern gegenüber achtsam und zugewandt sind. Wichtig für die Zufriedenheit in der Schule ist aber auch, dass in der Klasse die Atmosphäre stimmt. Die meisten Schülerinnen und Schüler nehmen das auch so wahr und fühlen sich in der Schule wohl. Aber das gilt nicht für jeden: Schlechte Stimmung im Klassenraum und hoher Leistungsdruck wird von vielen in der Schule aber auch am Arbeitsplatz als sehr belastend wahrgenommen. Zudem kann Mobbing ein großes Problem sein. Dann ist es wichtig, dass die Probleme offen angesprochen und auch persönliche Probleme zur Sprache gebracht werden können. Dann wird der Blick für die Arbeit wieder frei.
Nicht alle Heranwachsenden haben das Glück, in einer intakten Familie aufzuwachsen. Für diese jungen Menschen gibt es in Luxemburg aber Anlaufstellen und Versorgung, zum Beispiel in Heimen oder betreuten Wohnstrukturen. Sie können unter Umständen ein guter Ersatz für die Familie sein. Insbesondere dann, wenn die Erzieherinnen und Erzieher den Kindern und Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen und ein offenes Ohr für ihre Bedürfnisse haben.
Im folgenden Kapitel wird der Blick auf außerfamiliale Lebensbereiche gerichtet, die für Jugendliche von Bedeutung sind und auf ihr Wohlbefinden Einfluss nehmen. Dazu gehören vor allem die formalen Bildungseinrichtungen wie die Schule und die Universität, aber auch die Jugendhäuser als Anbieter Offener Jugendarbeit sowie Strukturen der Fremdunterbringung und für erwerbstätige Jugendliche der Arbeitsplatz.
Diese Lebensbereiche gelten als wichtige außerfamiliale Sozialisationsfelder, in denen Jugendliche mit spezifischen Anforderungen konfrontiert werden. Hier werden Jugendliche von pädagogischem Fachpersonal betreut, etwa von Lehrern in der Schule oder Erziehern in den Heimen; auch treffen sie dort auf Gleichaltrige oder Arbeitskollegen. Die spezifischen Bedingungen in diesen verschiedenen Lebensbereichen können sich als Ressource oder Belastung für die Entwicklung des Wohlbefindens und der Gesundheit von Jugendlichen darstellen.