5.3. Die Ambivalenz von Handlungen: zwischen Gesundheitsgefährdung und Steigerung des Wohlbefindens
Wie so oft im Leben bestätigen auch in Bezug auf das Gesundheitsverhalten der Jugendlichen die Ausnahmen die Regel: Obwohl viele Jugendliche versuchen, ungesunde oder riskante Verhaltensweisen zu vermeiden, macht es manchmal einfach Spaß, Fast Food zu essen oder auf einer Party in Gesellschaft der Freunde und Freundinnen zu trinken, manchmal auch einen über den Durst. Hinterher bekämpfen Jugendliche ihr schlechtes Gewissen genauso, wie es sicher auch viele Ältere tun. Sie reden sich ein, dass es gar nicht so schlimm war; die anderen haben ja viel mehr getrunken. Sie nehmen sich vor, das schädliche Verhalten bald abzustellen und zum Beispiel mit dem Rauchen bald aufzuhören. Oder sie planen, etwas zum Ausgleich zu tun; zum Beispiel mehr Sport zu machen. Manchmal schlägt man einfach über die Stränge. Es tut im Augenblick gut. Auch wenn es auf lange Sicht nicht gesund ist.
Um mit diesen Widersprüchen umzugehen, entwickeln alle Menschen, also auch Jugendliche, verschiedene Strategien. Wie sie aussehen, und wie sich die jungen Menschen ihr eigenes Verhalten erklären, beschreiben wir in diesem Abschnitt.
Vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind heute – unter anderem aufgrund verschiedener Präventionsprogramme – die gesundheitsschädigenden Auswirkungen bestimmter Verhaltensweisen bekannt (Faltermaier et al., 2017; Gerrard et al., 1996). Für viele Verhaltensweisen wie Alkohol- oder Tabakkonsum wurde in den letzten Jahren eine rückläufige Entwicklung festgestellt. Viele Jugendliche zeigen dennoch Verhaltensweisen, die ein Risiko für ihre Gesundheit bedeuten, obwohl ihnen dies durchaus bewusst ist (Faltermaier et al., 2017; Gerrard et al., 1996). Dadurch entsteht eine Inkonsistenz zwischen dem Bewusstsein der Jugendlichen und ihren Handlungen (Festinger, 1957/2012; Gerrard et al., 1996).
In diesem Kapitel werden ambivalente Verhaltensweisen mit unterschiedlichen Auswirkungen auf das subjektive Wohlbefinden und das Gesundheitsempfinden aus Sicht der Jugendlichen dargestellt und der Umgang damit nachgezeichnet. Der erste Teil konzentriert sich auf die negativen Folgen, die Jugendliche bestimmten Verhaltensweisen zuschreiben. Anschließend wird das Spannungsfeld zwischen subjektivem Wohlbefinden und Gesundheitsempfinden diskutiert, um abschließend den Umgang der Jugendlichen mit dieser Ambivalenz darzustellen.